- Gnomen
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Gnomen[auf Paracelsus zurückgehende Wortneuschöpfung ohne sichere Deutung], Singular Gnom der, -en, dämonische Gestalten, die nach dem Volksglauben und häufig in Volksmärchen Wald, Berg und Wasser bevölkern; meist Zwerge und Kobolde.Gnomen[griechisch gno̅́mē »Gedanke«, »Meinung«], Singular Gnome die, -, kurze Sinnsprüche, die allgemeine Erfahrungen, Regeln oder Grundsätze in gebundener oder ungebundener Rede wiedergeben. Sie sind für viele Literaturen (z. B. die hebräische, indische, persische, arabische sowie die skandinavische) eigentümlich.Nach den reich in die epische Dichtung eingestreuten Gnomen bei Homer und Hesiod entwickelte sich in Griechenland unter dem Namen »Theognis von Megara« um 500 v. Chr. eine eigentliche gnomische Dichtung. Später wurden aus klassischen Werken, v. a. aus den Dramen des Euripides und des Menander, Gnomen für den Rhetorik- und Schulunterricht gesammelt und dabei auch umgeformt. Gnomen in der römischen Literatur sind die »Sententiae« des Publilius Syrus (Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr.) sowie die »Dicta Catonis« des Dionysius Cato (2. Jahrhundert). Über spätere Sammlungen gingen Gnomen in die Florilegien des Mittelalters ein. In die Tradition der Gnomen gehört u. a. Freidanks »Bescheidenheit« (13. Jahrhundert). Als spezifisch deutsche Sonderform der Gnomen gilt die Priamel. Verwandt mit den Gnomen sind Sentenz und Maxime.
Universal-Lexikon. 2012.